Weiterer Film über Mieten und Gentrifizierung

Baugruppengrundstück nach Baumfällungen (Berlin Alt-Treptow 2011)

Nach den Filmen Mietenstopp, Mietrebellen und Betongold nähert sich ein weiterer Dokumentarfilm dem Komplex Gentrifizierung-Mietsteigerung-Verdrängung-Widerstand. Das bemerkenswerte am neuen Film „Verdrängung hat viele Gesichter“ ist die Konsequenz, mit der er das Thema an der den Konflikt um die Wohnpolitik strukturierenden Kategorie des Privateigentums entlang führt.

Konkret macht der Film diese Konfliktlinie am Beispiel von Alt-Treptow, einem direkt an Berlin-Kreuzberg und Neukölln grenzenden ehemals ost-berliner Quartier im Bezirk Berlin-Treptow. Dort wie anderswo ist die Wohnungspolitik den Privatisierern überlassen: Konzerne weiden die alten Baugenossenschaften und ehemals städtischen Wohnanlagen aus und in den Altbaustraßenzügen schlagen sich Baugruppen um die Filetgrundstücke. Die Baugruppen, die auf den immer weniger werdenden Brachen „Bäume fällen und Eigentumswohnungen pflanzen“ (so ein Graffiti auf einer Baustelle), prägen diesen Umgestaltungsprozess und treiben ihn voran. Der Film zeichnet den daraus resultierenden Aufwertungsprozess nach und ergreift Partei, indem er das aus dem Blickwinkel derer tut, die die sozialen Härten dieser neoliberalen Stadtumgestaltung zu erleiden haben und sich zusammentun, um sich dagegen zu wehren.

Diese Perspektive tut weh, weil sie klar macht, dass Menschen, die auf den ersten Blick gute Nachbarn sein könnten, sich im Kampf um Wohnraum objektiv (d.h. unter den Bedingungen, die die herrschenden ökonomischen Verkehrsformen mit sich bringen) auf unterschiedlichen Seiten der Barrikaden befinden bzw. positionieren, denn zumindest einige haben die Wahl. Je nachdem, ob sie sich als Privateigentümer individuell absichern oder in der Entscheidung, was ihre Wohnform angeht, auf kollektive Eigentumsformen setzen – oder gar nicht anders können als sich zu organisieren und um ihr Bleiberecht zu kämpfen, weil ihnen das berühmte Eigenkapital fehlt.

Premiere: 9.10.2014 – 18.30 Uhr
Moviemento Kino in Berlin
Kottbusser Damm 22, Berlin-Kreuzberg, Kinokasse: 692 47 85

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