Dieses Buch stellt fünf mehr oder minder bekannte Beispiele aus der solidarischen Ökonomie Berlins näher vor. Die AutorInnen schreiben aus einer Perspektive teilnehmender Beobachtung und mit Sympathie. Sie schreiben über das Selbstverständnis, sowie die kulturelle und konkrete ökonomische Praxis dieser Projekte. Dies sind die Prinzessinnengärten, FairBindung, Freifunk, der Umsonst- und der Leihladen sowie der Nachtclub ://about blank. Der letztgenannte soll eine der größten alternativ-ökonomischen Einrichtungen in Berlin sein, da dort derzeit fast 130 Personen in unterschiedlichen Volumina arbeiten. FairBindung versucht seit über sieben Jahren den Import von fairen Produkten, vor allem Kaffee aus dem globalen Süden mit Bildungsarbeit zu verknüpfen.
Das Buch entstand aus einem Seminar im Wintersemester 2015/16 an der Humboldt-Universität zu Berlin, und die meisten AutorInnen sind PhilosophInnen. Das ist den Beiträgen anzumerken. Was das Vorwort will, in dem der Begriff der »Lebensform« ein- und näher ausgeführt wird, hat sich mir leider nicht erschlossen.
Die Beiträge selbst untersuchen dann beispielsweise den Umgang mit Nutzung, Besitz und Eigentum, die Reflektion in den Projekten und von einer Außensicht um die Rolle von Verkäufer_in oder Verkäufer_In und inwieweit diese aufzubrechen sind. Nicht zuletzt geht es auch stets darum, was eigentlich »Ökonomie« bedeutet und wie sich dies im alltäglichen Handeln niederschlägt. Ein weiterer Problemkreis ist der Zugang zu Räumen oder Dienstleistungen, der bei wenigen, wie etwa dem auf fester Mitgliedschaft basierenden Leihladen fest umrissen ist, während das about blank oder auch Freifunk im Prinzip von jedem und jeder nutzbar ist. Freifunk sogar kostenfrei. Am Beispiel des about blank wird erzählt, wie dieses mit seinem immensen Wachstum umgeht und dabei solidarische Prinzipien aufrechterhält. Dies fällt bei der Arbeitszeitplanung leichter als beim Treffen grundsätzlicher Entscheidungen.
Die Artikel geben eine gute Beschreibung der fünf vorgestellten Projekte, leiden aber manchmal etwas darunter, dass Sozialtheorien, etwa von Hannah Arendt, in den Text eingeführt werden, ohne dass klar ist oder wird, was die Leserin davon nun an Erkenntnismehrwert hat. Für all jene, die ein weitergehendes Interesse an solidarischen Ökonomien, ihrer Einbettung in die Stadtgesellschaft und ihrer weiteren Entwicklung haben, ist das Buch zu empfehlen.
Bastian Ronge: Solidarische Ökonomie als Lebensform. Berliner Akteure des alternativen Wirtschaftens im Porträt; Transcript Verlag, Bielefeld 2016, 140 Seiten, 18,99 EUR